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Nachhaltige Geldanlagen 2022 mit herben Verlusten – und nun?

Die Anleger, die Ihre Investitionen unter Berücksichtigung nachhaltiger Kriterien ausgewählt haben, müssen aktuell bei der Entwicklung Ihrer Depots über gute Nerven verfügen. Gerade die Anlagen Aktien in den Bereichen Windkraft und alternative Energieformen wie zum Beispiel Wasserstoff sind massiv unter Druck geraten.

Wie kann das sein, wo doch gerade alle Bestrebungen seitens der Gesellschaft und der politischen Richtungsweisung mit dem Fokus auf nachhaltige Aspekte getroffen werden?

Was bedeutet überhaupt nachhaltiges Anlegen?

Eine glasklare Definition dazu gibt es nicht. Etabliert hat sich Bezeichnung ESG-Anlagen. Damit ist die Auswahl der Anlageinstrumente nach ESG Kriterien gemeint. ESG steht für E – Environmental, S- Social und G – Governance.

Häufig wird unter nachhaltiger Geldanlage ausschließlich die „grüne“ Geldanlage verstanden. Dies reicht aber nicht aus. Es geht sowohl um soziale Gesichtspunkte, als auch um die Unternehmenspolitik. Die Definition des „S“ und des „G“ sind ungleich schwieriger als die des „E“. Ich interpretiere diesen Themenbereich so, dass betrachtet wird, wie ein Unternehmen mit der Umwelt, den Kunden, den Geschäftspartnern, den Mitarbeitern umgeht. Daran ist schnell zu merken, dass hier kein klar definierter Kriterienkatalog vorliegt der einen Leitfaden gibt, wann ein Unternehmen wie stark nachhaltig agiert.

Kein Raum für Ausreden

Die Herausforderung der klaren bzw. unklaren Definition ist aber kein Schlupfloch, um sich aus der Verantwortung zum nachhaltigen Handeln herauszumogeln.

Fest steht, dass wir als Gesellschaft uns auf den Weg gemacht haben, mehr Verantwortung in Richtung nachhaltigen Agierens zu übernehmen. Die Unternehmen und Personen, die dies frühzeitig tun, werden schneller und leichter Finanzierungsmittel von Banken und anderen Kapitalmarktteilnehmern bekommen. Somit werden Sie im wahrsten Sinne des Wortes „beliebter“ sein und Wettbewerbsvorteile erhalten.

Aber warum sieht man das jetzt noch nicht bei den Börsenkursen?

Bei einigen Segmenten wie zum Beispiel der Kreislaufwirtschaft ist dies in diesem Jahr sehr wohl zu erkennen. Die Kurse fallen in diesem Jahr bei weitem nicht so stark, wie der breite Markt.

Allerdings fallen wie bereits eingangs erwähnt die Kurse der Windkraftunternehmen überproportional stark. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  1. In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen aus diesem Sektor darum gebuhlt, so viele Aufträge wie möglich zu erhalten und haben sich auf einen Preiskampf eingelassen. Somit sind die Ertragsmargen ohnehin schon relativ knapp kalkuliert.
  2. Des Weiteren sind diese Unternehmen häufig mit wenig Eigenkapital und mehr Fremdkapital ausgestattet. Da die Zinsen in diesem Jahr deutlich angestiegen sind schmälern die höheren Kosten für Kredite die Ertragskraft dieses Sektors signifikant.
  3. Die globalen, gestörten Lieferketten und die extrem gestiegenen Rohstoff- und Transportkosten drücken ebenso deutlich auf die Gewinnmargen.
  4. Die nach wie vor langwierigen Genehmigungsverfahren und das Fehlen einer leistungsfähigen Strominfrastruktur hemmen die Wachstumschancen.

Die Summe all dieser Faktoren sind die Gründe für die in 2022 andauernde Talfahrt. Die drohende Rezession verstärkt die negative Spirale.

In jeder Krise gibt es auch Chancen

Nach den deutlichen Korrekturen im Bereich der Wasserstoff- und Windkraftaktien ist es an der Zeit darüber nachzudenken, dieses Segment – wenn noch nicht im Depot vorhanden – perspektivisch aufzunehmen. Die Gewichtung obliegt dem Gusto jedes Anlegers. Auch hier gilt es, Klumpenrisiken zu vermeiden und den Grundregeln der Risikostreuung zu folgen.

Der Trend hin zu mehr Investitionen in „neue“ Energieinfrastruktur ist unumkehrbar. Wann er, in welchen Bereichen, mit welcher Geschwindigkeit zündet ist nicht abzusehen. Partizipieren kann allerdings nur der, der investiert ist. Phasen der Kursschwäche sollten den langfristig orientierten Anleger nicht vom roten Faden der eigenen Anlagestruktur entfernen. Sie gehören einfach dazu.

 

Also:

Butter bei die Fische!

Heiko Löschen

GSP asset management

Auch erschienen bei finanzwelt.de
Heiko Löschen

Neben der Beratung und der Vermögensverwaltung ist Heiko Löschen für die Öffentlichkeitsarbeit und die Weiterentwicklung der GSP asset management GmbH verantwortlich. Bei n-tv ist er als Kapitalmarktexperte gefragter Interviewpartner.