Bonds im Jahr nach dem Crash – wird es ein Comeback geben?
Das Jahr 2022 war für viele Kapitalanleger ein Jahr zum Haare raufen. Die Kurse an den Aktienmärkten fielen UND die Kurse der vermeintlich sicheren Portfoliobestandteile, der festverzinslichen Wertpapiere, auch. Die Gründe waren vielfältig Die massiven Zinserhöhungen der Notenbanken in den USA und in Europa haben beide Anlagesegmente mit dem Ziel der Bekämpfung der Inflation weit gen Süden gedrückt.
Was bedeutete dies konkret für die deutschen Bundesanleihen?
Wer zu Beginn des Jahres 2022 die in Euro notierte Bundesanleihe mit der Laufzeit bis zum 15. Februar 2028, damals eine Restlaufzeit von gut sechs Jahren, im Depot hielt, hat bis zum Jahresende einen Kursverlust von gut 15 Prozent erlitten (Jahresanfang 105,7 Prozent, Jahresende 90,57 Prozent). Der Zinskupon von 0,5 Prozent wird darüber definitiv nicht hinweggetröstet haben. Zum Jahresbeginn lag die Rendite bei minus 0,43 Prozent bis zur Fälligkeit. Zu diesem Zeitpunkt waren die sicheren Zinsen noch negativ.
Aktuell notiert diese Bundesanleihe bei 91,25 Prozent. Dies entspricht einer Rendite bis zur Endfälligkeit von knapp 2,7 Prozent.
Wie erging es den Unternehmensanleihen in 2022?
Wer mit der in Euro notierten E-ON Anleihe mit der Laufzeit bis zum 20. Februar 2028 ins Jahr startete, dem erging es nicht besser. Die Anleihe hat in 2022 ebenso einen Kursverlust von über 15 Prozent zu verzeichnen (Jahresanfang 102,72 Prozent, Jahresende 87,11 Prozent). Auch hier hat der Zinskupon von 0,75 Prozent nicht wirklich geholfen. Zum Jahresstart 2022 lag die Rendite bei 0,33 Prozent bis zur Fälligkeit. Aktuell notiert diese Unternehmensanleihe bei 88,46 Prozent. Dies entspricht einer Rendite bis zur Endfälligkeit von knapp 3,6 Prozent.
Wie sah es mit Anleihen minderer Qualität und längeren Laufzeiten aus?
In diesen Segmenten schlugen die Kursverluste noch deutlich massiver zu Buche. Temporäre Kursverluste von über 20 Prozent waren keine Seltenheit.
Ist die Anlageklasse nun tot?
Ganz klar: NEIN! Wenn die begebenen Anleihen zurückgezahlt werden, erfolgt dies nach den Ausgabebedingungen in der Regel zum Nennwert, also zu 100 Prozent. Die beiden, beispielhaft genannten Anleihen werden zu 100 Prozent zurückgezahlt und somit wird sich der Kurs alleine durch diesen Tatbestand bis zum Ende der Laufzeit sukzessive diesem Nennwert annähern. Bei einer linearen Betrachtung bedeutet das von heute an einen Kurszuwachs von rund 2 Prozent pro Jahr. Der Zinskupon kommt noch dazu. Wenn die Kapitalmarktzinsen innerhalb der Laufzeit wieder fallen sollten, wird sich diese Entwicklung beschleunigen.
Die Anlageklasse der Bonds / festverzinslichen Wertpapiere ist keinesfalls tot. Die Anlagen aus den Jahren vor und in 2022 sehen in den aktuellen Depotaufstellungen mit den Verlusten aus dem Jahr 2022 katastrophal aus, aber die Perspektiven sind nicht so schlecht, wie es ich bei Betrachten des Depotauszuges anfühlt.
Auf der Aktienseite lauern in dem aktuellen Rezessionsumfeld deutlich höhere Risiken. Die Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren werden in der zweiten Jahreshälfte und vor allem in den kommenden Jahren stabile und ordentliche Erträge abwerfen. Wenn die Inflationsrate sinkt, dann sind auch aus dieser Anlageklasse nach den vielen Jahren der negativen Realzinsen endlich wieder reale Renditen möglich.
Was gilt es in der aktuellen Situation zu tun?
Die aktuelle Anlagestruktur sollte kritisch auf die richtige Gewichtung (Aktien, Bonds, sonstige Anlagen) überprüft und an die äußeren Rahmenbedingungen angepasst werden. Jetzt kann der Grundstein für ein erfolgreiches 2024 und die Folgejahre an den Kapitalmärkten gelegt werden.
Also:
Butter bei die Fische!
Heiko Löschen
GSP asset management