Beharrlichkeit versus Sturheit – was ist zu tun, wenn die Strategie nicht aufgeht?
Sie haben eine auf Ihre ganz persönlichen Rahmenbedingungen angepasste Anlagestrategie entwickelt. Die verschiedenen Anlagesegmente wurden definiert und die dafür einzusetzenden Summen je nach Marktsituation investiert. Aber Ihr Depot wächst nicht wie erwünscht. Es dümpelt nur so dahin, macht nahezu kein Plus. Im Gegensatz dazu laufen einige Anlagesegmente hervorragend, Sie sind in diesen nur gering oder gar nicht investiert. Es ist zum verrückt werden. Was ist zu tun? Die Strategie wechseln und jetzt noch rasch den davonrennenden Anlagesegmenten hinterherlaufen oder bei der gewählten Strategie bleiben?
2023 – das Jahr der Underperformance?
Genauso wie in der Einleitung beschrieben, geht es vielen Anlegerinnen und Anlegern in diesem Jahr. Im Januar war vielerorts zu lesen, dass das Jahr ein sehr anspruchsvolles für die Aktienmärkte werden wird. Wir befanden und befinden uns in einem rezessiven Umfeld, die Aussichten für die Volkswirtschaften rund um den Erdball waren nicht rosig, Die Notenbanken erhöhen munter die Zinsen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. In diesem Umfeld haben sich viele Investoren sehr vorsichtig positioniert und nur im überschaubaren Maß in Aktien investiert.
Ganz entgegen der Erwartung zum Jahresbeginn haben sich die Aktienmärkte gerade in der ersten Jahreshälfte hervorragend entwickelt. Der DAX hat beispielsweise zwischenzeitlich mit einem Zuwachs von gut 16 Prozent ein neues Allzeithoch markiert. Beim Blick auf das eigene Depot fühlen sich viele Anlegerinnen und Anleger als „Verlierer“, auch wenn sich das Vermögen positiv entwickelt hat, aber leider nur ein wenig im Vergleich zum Gesamtmarkt. Gibt es eine Chance die „Underperformance“ im Vergleich zum Gesamtmarkt aufzuholen?
Strategiewechsel oder Durchhaltevermögen?
Zuerst ist festzuhalten, dass der Blick ins Depot immer nur eine Momentaufnahme ist und sich die Welt, gerade an den Kapitalmärkten, sehr schnell ändern kann.
Zweitens sollten die Grundregeln des Investierens nicht missachtet werden. Volkswirtschaftliche Zusammenhänge bilden immer die Basis für fundierte Entscheidungen. Die größte Gefahr lauert immer in den Worten „dieses Mal ist alles anders“. Die hohen Bewertungen der Aktiengesellschaften, die dem Sektor „künstliche Intelligenz“ zugeschrieben werden, müssen auch kontinuierlich immer aufs Neue gerechtfertigt werden. Auf jeden Fall sollte neben Basisinvestitionen in Value Aktien auch in Aktien mit hervorragenden Zukunftsaussichten investiert werden. Aber immer in Maßen und in ausgewogener Gewichtung.
Ein kühler Kopf, eine Langfristperspektive und eine gesunde Mischung aus Beharrlichkeit und Gelassenheit sind gute Ratgeber. Es ist langfristig aus meiner Sicht klug, mit der aktuellen „Underperformance“ zu leben und das Risiko jetzt nicht zu erhöhen.
Der Mix machts
Eine Depotzusammensetzung aus Value- und Growth- Aktien trägt durch jede Börsenphase. Die Abbildung verschiedener Regionen ist immer sinnvoll (Europa, USA, Asien/Pazifik/ Emerging Markets). Ein durchdachter Mix aus Investmentstilen (z.B. Turnaround, Momentum, Quality Growth) vergrößert die Streuung deutlich und reduziert das Risko signifikant.
Geldanlage ist kein 100 Meter Sprint, sondern ein Marathonlauf
Auch wenn Ihr Depot in den ersten Monaten dieses Jahres nicht der Gewinner sein sollte, so ist es mit einer Langfristperspektive wichtig, dauerhaft ohne großen Schaden voran und ans Ziel zu kommen. Dies gelingt nicht, wenn man immer wild drauflos rennt, sondern nur mit einer durchdachten Strategie.
Regelmäßige Überprüfung der Strategie
- Passt die grundsätzliche Langfriststrategie zum Leben und das Leben zur Strategie?
- Passt die daraus abgeleitete Strategie ins aktuelle wirtschaftliche Umfeld?
- Wie sind die Branchen und Länder gewichtet?
- Wie ist die Anlagequote grundsätzlich gewichtet?
- Ist die Cash Quote der Situation angepasst?
Wie oft diese Fragen beantwortet werden, sollte jede Anlegerin bzw. jeder Anleger selbst festlegen. Existenziell wichtig ist, dass diese Überprüfung regelmäßig erfolgt. Ändern sich Parameter und hellt sich beispielsweise das Umfeld grundsätzlich oder für eine Branche oder Region auf, so ist konsequent zu handeln und zu kaufen oder zu verkaufen.
Also:
Butter bei die Fische!
Heiko Löschen
GSP asset management