Anlagen in erneuerbaren Energien – Investitionen mit Gewinngarantie?
Mittlerweise haben wir alle verstanden, dass der CO2 Ausstoß deutlich reduziert werden muss damit unser Planet für uns und die zukünftigen Generationen ein lebensfreundlicher Ort bleiben kann. Die ordnungspolitischen Bemühungen der Politik rund um den Erdball fallen hierbei unterschiedlich groß aus. In vielen Ländern sind es Lippenbekenntnisse in Verbindung mit ehrgeizigen Zielen. Einige Länder setzen ihre Vorhaben ambitioniert und konsequent um. Andere Länder agieren so zaghaft und leise, dass wir es gar nicht merken.
Eines ist aber klar: in den kommenden Jahren wird es eine Vielzahl von Bestrebungen geben, die Infrastruktur unserer Energiegewinnung in Richtung der erneuerbaren Energien zu bewegen. Somit sind die Aussichten für die in diesen Sektoren tätigen Unternehmen grundsätzlich gut, wenn nicht hervorragend. Ist es also eine sichere Sache, Aktien aus den Bereichen Wind-, Solar- und Wasserenergieerzeugung zu kaufen?
Ein Blick in den Rückspiegel
In den letzten zwanzig Jahren ist dieser Sektor immer wieder auf dem Radarschirm der Anleger aufgetaucht. Die Aktien dieser Branche sind stärkeren Schwankungen ausgesetzt als beispielsweise die Aktien der etablierten, schon seit vielen Jahren börsennotierten Unternehmen. Dieses Anlagesegment gilt immer noch als relativ jung und ist bedauerlicherweise auch oft eine „Spielwiese“ für Spekulanten. Das Beispiel der deutschen Solaraktien – einst gefeiert, dann am Boden und inzwischen nahezu bedeutungslos – ist ein trauriges Beispiel dafür.
Warum laufen die Aktien der erneuerbaren Energien aktuell nicht?
Obwohl die fundamentalen Aussichten so gut wie nie zuvor und die Auftragsbücher der Unternehmen prall gefüllt sind kommen die Aktien aktuell nicht vom Fleck und notieren deutlich unter ihren Höchstkursen. Einige Belastungsfaktoren sind zu Hürden geworden und haben zu der aktuell noch andauernden Konsolidierung geführt:
Hürde Nummer 1 – COVID19
Die immer noch andauernde Pandemie lastet auf den Unternehmen wie auf fast allen anderen Branchen. Mit einem Abebben der Belastungsfaktoren wird auch diese Branche wieder positive Impulse erhalten.
Hürde Nummer 2 – Lieferketten und Rohstoffpreise
Sowohl die Knappheit an Gütern aufgrund der aktuell noch gestörten Lieferketten rund um den Globus, als auch durch die immens verteuerten Rohstoffkosten, insbesondere für Windkraftanlagen und Solarmodule, sind die Margen für die Hersteller unter Druck. Dies belastet die Gewinnaussichten und die Aktienkurse.
Hürde Nummer 3 – Inflation und höhere Zinsen
Im Rahmen der Bekämpfung der Inflation haben die Zinsen bereits begonnen zu steigen. Dieser Umstand wirkt einerseits negativ auf die mit hohen Krediten agierenden Unternehmen, andererseits werden die Finanzierungskonditionen für neue Bauvorhaben teurer und belasten die Aussichten für neue Projekte.
Hürde Nummer 4 – Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt für die notwendigen Facharbeiter ist relativ angespannt und nahezu leergefegt. Die Personalkosten werden in diesem Umfeld eher steigen, was einen zusätzlichen Belastungsfaktor darstellen wird.
Hürde Nummer 5 – Politik
In den USA wird aktuell ein riesiges Investitionspaket aus taktischen Gründen diskutiert und nicht beschlossen. Mit der Wahl der Regierung um den amtierenden Präsidenten Biden wurden enorme Erwartungen in den Ausbau der regenerativen Energien geweckt. Da die in dem Paket enthaltenen rund 500 Millionen USD nach wie vor nicht genehmigt werden, drückt diese politische Hängepartie die Kurse der betroffenen Unternehmen massiv. Anstelle der anfänglichen Euphorie ist eine große Enttäuschung getreten.
Auch die neue Regierung bei uns in Deutschland ist aktuell im „Bermudadreieck“ zwischen Ideologie, Machbarkeit und Wirtschaft gefangen. Die Bemühungen sind groß, aber die für 2030 anvisierten Klimaschutzziele werden bei einer Fortführung des bisher eingeschlagenen Kurses nicht erreicht werden. Es gilt unbequeme und unpopuläre Entscheidung zu treffen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Wo liegen die Chancen?
Jede der beschriebenen Hürden, die erfolgreich übersprungen werden kann, erhöht die Aussichten für die Unternehmen und die Anleger exponentiell. Ich bin der festen Überzeugung, dass Anlagen in erneuerbaren Energien hervorragende Aussichten aufweisen. Allerdings sind die Risiken nicht außer Acht zu lassen und der Anlagehorizont muss zwingend langfristig ausgerichtet sein.
Der weitsichtige Investor sollte aktuell einen überschaubaren Teil seines Vermögens in dieses Segment investieren und mit jeder genommen Hürde darüber nachdenken, diese Investition weiter auszubauen.
Es bleibt aber dabei: eine gesunde Mischung der verschiedenen Anlageformen und Branchen bildet eine gute Grundlage für im eigenen Sinne „nachhaltiges“ und stabiles Vermögenswachstum.
Also:
Butter bei die Fische!
Heiko Löschen
GSP asset management