Die Aktienmärkte schießen über das Ziel hinaus
Mit dem Sprung über die 16.000 Punkte mit Notierungen oberhalb von 16.300 Punkten hat der DAX seit Jahresbeginn stolze 17 Prozent zugelegt und neue historische Höchststände erreicht. Neben der Freude darüber nimmt die Sorge aber massiv zu. Je schneller die Kurse nach oben streben, desto schneller und härter wird auch die Korrektur ausfallen.
Sind die aktuellen Kursgewinne substanziell untermauert?
Umgangssprachlich sind aus meiner Sicht Formulierungen wie „es geht so“ zu wählen. Der Aufschwung an den Börsen wird lediglich von einigen Werten getrieben. Sowohl in Europa, als auch in den USA dümpelt die Mehrzahl der Werte lediglich „vor sich hin“. Die wenigen positiven Ausreißer berichten gut und treiben die Kurse und die Indizes an. Der vorsichtige Ausblick einer Vielzahl von Unternehmen findet nahezu keine Beachtung.
In einer sich neu ordnenden Welt ist auch zu hinterfragen, ob die Produktivität der Unternehmen noch weiter gesteigert oder auf dem aktuellen Level gehalten werden kann.
Die Hoffnung auf wieder schnell sinkende Zinsen facht die Hoffnung auf weitere Kurssteigerungen bei Aktien an
Wenn hier die Mehrzahl der Marktteilnehmer nicht zu ungeduldig agiert. In den vergangenen dreißig Jahren hat die US-amerikanische Notenbank am Ende der Phase der Zinserhöhungen im Durchschnitt gut sieben Monate die Zinsen auf dem erreichten Niveau belassen, bevor die ersten Zinssenkungen vorgenommen wurden. Wenn sich dies bewahrheitet, schlummert hier großes Enttäuschungspotenzial für die Aktienmärkte, denn viele Investoren spekulieren auf schnellere Zinssenkungen.
Steht uns nicht eine Rezession ins Haus?
Die Gretchenfrage liegt wie so häufig in der Bewertung der Stärke bzw. Schwäche der US-amerikanischen Wirtschaft. Stecken wir in einer Rezession und wenn ja, wie schwer ist diese? Aktuell wird die Hoffnung hoch gehandelt, dass wir um die Rezession herumkommen, aber auch hier steckt großes Enttäuschungspotenzial.
Europäische Aktien finden zu erhoffter Stärke zurück, oder?
Nachdem im Jahr 2022 mit Beginn des Krieges in und um die Ukraine angelsächsische Investoren Gelder massiv aus Europa abzogen und somit die Aktienmärkte nach unten trieben, sind seit dem vierten Quartal wieder enorme Geldmittel aus dem Ausland nach Europa und in erster Linie in deutsche Aktien geflossen. Dieses Geld sucht in der Regel Titel aus der ersten Reihe. Somit konnte beispielsweise der DAX mit den größten deutschen Aktien den MDAX mit den „kleineren“ Unternehmen deutlich abhängen.
Sobald die ausländischen Investoren verkaufen und Gewinne realisieren und/oder aus anderen Gründen Gelder wieder aus Europa abziehen, werden die Kurse der nach oben katapultierten Aktien massiv fallen.
Raus aus Aktien, rein in Renten?
Die Party am Aktienmarkt kann noch weitergehen. Es wird niemand klingeln, bevor es nach unten geht. Grundsätzlich ist aber zu hinterfragen, ob, und wenn ja, welche Märkte und in welcher Höhe Aktien im Portfolio gehalten werden. Inzwischen gibt es wieder Zinsen und wir sind überzeugt davon, dass festverzinsliche Wertpapiere in jedes Portfolio gehören. Am Ende des Zinserhöhungszyklus und in der Phase danach ist mit steigenden Anleihekursen zu rechnen.
Für die festverzinslichen Wertpapiere ist aktuell das Chance-/Risikoverhältnis deutlich besser als für Aktien!
Aus diesem Grund bauen wir festverzinsliche Anlagen zulasten der Aktienquoten aus. Die Sicherheit der uns anvertrauten Vermögenswerte genießt oberste Priorität.
Also:
Butter bei die Fische!
Heiko Löschen
GSP asset management