Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere – was ist aktuell die bessere Wahl?
Es stellt sich immer wieder die Frage, ob überhaupt investiert wird und wie hoch jeweils der Anteil an Aktien und festverzinslichen Wertpapieren in der Vermögensallokation idealerweise sein sollte. In den vergangenen Jahren mit kontinuierlich fallenden Zinsen, bis hin zur Phase der Negativzinsen war die Entscheidung in der Regel sehr einfach. Festverzinsliche Wertpapiere aus „alten“ Zeiten wurden bis zur Fälligkeit gehalten. Neuinvestitionen ergaben in der Regel keinen Sinn. Viele Investoren wichen auf Sonderformen wie Nachrang- und Wandelanleihen und Genussscheine aus. Hierbei gingen sie zur Erzielung einer positiven Rendite oft höhere Risiken ein.
2022, das Jahr des Grauens für beide Anlageklassen
Im vergangenen Jahr begannen die Notenbanken, die Zinsen im Rahmen der Inflationsbekämpfung deutlich und sehr schnell anzuheben. Dies tat sowohl den Aktienmärkten, als auch den Rentenmärkten nicht gut und beide Anlageklassen bescherten uns zweistelle, negative Ergebnisse. Besonders gebeutelt wurden die Anlegerinnen und Anleger in den vermeintlich sicheren festverzinslichen Wertpapieren, denn gerade die vorab genannten Sonderformen, qualitativ nicht hoch angesehene Schuldner und/oder die längeren Laufzeiten gaben überproportional ab.
Wie stellt sich die Situation für die Aktienmärkte zum Ende des dritten Quartals dar?
Auf den ersten Blick sind die Aktienmärkte in den USA und in Europa sehr ordentlich gelaufen. Viel besser als vom Großteil der Marktteilnehmer zum Jahresbeginn angenommen. Allerdings wurde die positive Kursentwicklung nur von den größten Aktiengesellschaften und durch den Run in alles, was irgendwie nach künstlicher Intelligenz riecht, getragen. Viele Mid- und Small Caps in Europa und in den USA haben diese Bewegung nicht nachvollzogen und sind schreiend günstig bewertet.
Allerdings sind wir in Europa mitten in der Rezession und die USA bewegen sich langsam aber sicher auch in diese Richtung. So lange in den USA die Rezession nicht spürbar sein wird, wird unseres Erachtens die Notenbank die Zinsen nicht senken und dieser Umstand birgt großes Enttäuschungspotenzial für diese Aktienmärkte. Viele Investoren rechnen mit baldigen Zinssenkungen und damit Rückenwind für die Aktienmärkte.
Hier raten wir dazu, die für Aktien vorgesehenen Gelder aktuell nur zur Hälfte im Rahmen eines sogenannten „Rezessionsdepots“ zu investieren. Die andere Hälfte halten wir verzinst liquide. Wie schön, dass es wieder Zinsen gibt.
Und wie sieht es aktuell bei den gebeutelten, festverzinslichen Wertpapieren aus?
Es kristallisiert sich heraus, dass wir sowohl in den USA, als auch in Europa auf dem Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus angekommen sind. Vielleicht bewegt sich der Zins noch ein wenig nach oben, aber das sollte es im Großen und Ganzen gewesen sein. Daraus resultierend empfehlen wir, diese Anlageklasse intensiv in Augenschein zu nehmen und beherzt und mit Kalkül zu investieren.
Mit qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen lassen sich aktuell durchaus wieder Renditen von über 4,5 Prozent erzielen. Selbst wenn die Inflation innerhalb der kommende 24 Monate noch nicht das Ziel von 2 Prozent erreichen sollte, ist nach vielen Jahren der Tristesse in dieser Anlageklasse wieder eine ordentliche, reale Rendite realisierbar. Sollten die Zinsen doch schneller als erwartet sinken, dann ergeben sich Chancen für Kursgewinne, zusätzlich zum aktuell eingekauften Renditeniveau.
Festverzinsliche Wertpapiere minderer Qualität, die bei Verschlechterung der Schuldnerbonität durch die Auswirkungen der Rezession im Kurs rutschen werden, gilt es zu meiden. Auch Anlagen in Sonderformen sind noch nicht notwendig. Erst, wenn abzusehen ist, dass die Rezession sich dem Ende neigt, kann der Fokus auch auf diese Anlageklasse ausgeweitet werden.
Team Aktie oder Team Rente?
Hier kann die Antwort nur lautet: grundsätzlich und langfristig immer beide Teams, aber in der jetzigen Marktphase ganz klar TEAM RENTE!
Also:
Butter bei die Fische!
Heiko Löschen
GSP asset management